Wenn der Regenwald flüstert

Nachdem ich euch zuletzt die ganz großen Tiere gezeigt habe, möchte ich euch heute mitnehmen auf eine Nachtwanderung im Regenwald.

 Wieder war ich mit meinem Guide unterwegs, und diesmal begann das Abenteuer erst nach Sonnenuntergang.

Damit Besucher wie ich den echten Regenwald erleben können, gibt es einige Kilometer von unserem Urlaubsort entfernt einen angelegten Rundweg. Ausgerüstet mit Taschenlampen folgten wir einem schmalen Pfad über Wurzeln, Steine und feuchten Boden. 

Es war magisch. Über uns schloss sich das dichte Blätterdach, kein Stück Himmel war mehr zu sehen.

Aus dem Unterholz trappste und raschelte es, irgendwo knackte ein Ast, und die Zikaden spielten ihr unermüdliches nächtliches Konzert. Der Regenwald klang plötzlich riesig.

Wir hielten Ausschau nach Tieren, die erst in der Dunkelheit aktiv werden. Als erstes entdeckten wir eine Tarantel, reglos am Rand des Weges. Es folgten Tausendfüßler, die sich langsam über den Boden bewegten, und schließlich einige Skorpione.

An einer Weggabelung schalteten wir unsere Taschenlampen aus.

Totale Dunkelheit. Kein Anhaltspunkt, keine Orientierung. Ich konnte die Hand vor Augen nicht sehen. In diesem Moment stellte ich mir vor, wie im 16. Jahrhundert die Konquistadoren durch diesen Wald gezogen sein mussten. Ohne Wege, ohne Licht, ohne zu wissen, was sich im Dunkel bewegte. Sicher keine leichte Reise.


Überraschend für mich war, dass es insgesamt kaum Insekten zu sehen gibt. Auch Stechmücken oder andere Quälgeister blieben aus. Offenbar sorgt das komplexe Gleichgewicht des Regenwaldes dafür, dass nichts überhandnimmt.

Diese Nachtwanderung  hat mir einmal mehr gezeigt, wie viel Leben im Verborgenen stattfindet. Man muss nur genau hinsehen und manchmal einfach stehen bleiben.


When the rainforest whispers

After sunset, I joined a guided night walk through the rainforest. Equipped with torches, we followed narrow paths beneath a closed canopy, surrounded by sounds, movement and darkness. We discovered creatures that only appear at night – a tarantula, millipedes and a scorpion – and stood still in complete darkness, imagining how early explorers once crossed these forests without light or paths.

The next morning, I watched leafcutter ants near our house. In long, steady lines they carried pieces of leaves to their underground nests, where they cultivate fungi for food. A perfectly organized world – delicate, efficient and fascinating.

These quiet moments showed me how much life in the rainforest unfolds unseen, if we only take the time to look closely.





Kommentare

Elkes Lebensglück hat gesagt…
Was für kleine Wesen du gesehen hast, wieder ein Abenteuer und das in der Nacht! Da würde mein Herzklopfen vor Aufregung wenn es raschelt, die Raupe sieht so schön aus. Das hat mich auch gewundert, dass keine Stechfliegen da sind wenn die Taschenlampen an waren. Ja , die Natur ist was tolles!
Das war eine wundervolle Nachtwanderung!
Lieben Gruss Elke
Anne Hagman-Niilola hat gesagt…
A magnificently colored caterpillar.
Yamini MacLean hat gesagt…
Hari OM
A different thrill to experience... YAM xx