Am Wochenende hatte ich endlich Zeit mit meiner Tochter die dokumenta 13 in Kassel zu besuchen.
Auf der dokumenta kann man Hunderte von Exponaten, Installationen und Performances entdecken, verstehen, oder auch nicht, schön finden, sich drüber wundern, staunen, erfahren, viel nachdenken und stundenlang diskutieren. Doch wohin auf der Weltausstellung, wenn man nur einen Tag Zeit hat?
Wir haben uns einfach treiben lassen, die Menge zog uns vom Bahnhof hinab zur Orangerie und dort begannen wir unseren dokumenta-Rundgang.
Sind wir schon auf der dokumenta? Nein, aber auf dem Weg. er führt an den Stuhltürmen der Cafes auf der Treppenstraße vorbei.
Unser erstes Ziel, die Karlsaue mit der Orangerie
Die barocke Orangerie, am nördlichsten Ende der Karlsaue gelegen, wurde nach französischem Vorbild für den Landgrafen von Hessen-Kassel erbaut.
Vor der Orangerie sieht man einen Schicht für Schicht aufgetragenen Berg aus organischen Abfällen, bedeckt mit Erde und mit Wildkräutern bewachsen. Er wurde von Song Dong, einem Künstler aus China geschaffen.
Ich bin keine Kunstsachverständige und will deshalb auch keines der Exponate tadeln oder loben. Auch die inhaltlich genaue Beschreibung der Installationen überlasse ich gern denen, die etwas davon verstehen. Es gibt im Internet genug Material für Interessierte.
Ich zeige im Folgenden einige Bilder um euch Appetit zu machen auf eine gelungene, moderne Ausstellung mit dem Leitmotiv: Zusammenbruch und Wiederaufbau.
Am Rand der Karlsaue steht ein fast neuen Meter hoher Baum von Giuseppe Penone. Im oberen Teil der Bronzeskulptur ruht ein großer Stein. Daneben wächst ein kleiner, lebender Baum.
So wie diese beiden (Installateure?) wandern wir über die Wiesen der Karlsaue. Überall unter den Bäumen verborgen finden sich Holzhäuser mit verschiedenen Projekten.
Environment (Raumgestaltung) aus kleinen Ruderbooten, einem Wohnwagen und Materialien, die man zum Hausbau benötigt von Shinro Ohtake
Ja, und hier sind sie nun, die beiden spanischen Podenco. Die Zeitungen sind voll mit Artikeln über das Für und Wider der lebenden Kunst auf der documenta.
Ich denke, Mutter und Sohn geht es zwischen den wild bewachsenen Hügeln gut. Als ich sie im Bild festhielt, wurden sie liebevoll von einem jungen Mann betreut.
Diese junge Dame befindet sich im selben Bereich der Karlsaue.
Die Skulptur mit lebenden Bienen wurde von Pierre Huyghe aus Frankreich geschaffen.
Was da auf dem Kopf zu sehen ist, ist kein Bienenstock, wie man manchmal in den Medien liest, sondern es sind offenen Bienenwaben, wahrscheinlich voller Honig, die von den Bienen beflogen werden.
Uhr am Hirschgraben
Anri Sala hat sich dieses perspektivisch interessante, vielschichtige Zeitmessgrät ausgedacht.
Kalebassen und Puppen gehören zu einer Installation von Issa Samb.
Natürlich sahen wir in der Karlsaue noch viel, viel mehr und einige Stunden vergingen, bis wir wieder auf der großen Rasenfläche vor der Orangerie ankamen.
Unser nächstes Ziel war die ganz in der Nähe stehende documenta-Halle.
Gustav Metzger: Verschwundenes
In der bogenförmigen Seitenlichthalle der documenta-Halle stehen lange Reihen von beiden Seiten betrachtbarer Schauvitrinen, die mit Tüchern bedeckt sind. Wir durften (sollten) die Tücher anheben und die darunter liegenden Zeichnungen anschauen
.
Ein großer Raum stand den Bildern von Etel Adnan zur Verfügung
Julie Mehretu zeigt in der documenta-Halle großformatige Leinwandarbeiten in Tinte und Acryl. In den Architekturzeichnungen, die überarbeitet und damit verfremdet wurden, soll man revolutionäre Orte, wie z.B. den Tahrir-Platz in Kairo, entdecken können.
Mir persönlich gefielen diese Zeichnungen von den Projekten, die wir uns angesehen haben, am Besten.
Thomas Bayrle ist wohl einer der wichtigsten Künstler Deutschlands. Hier seht ihr einen Teil seines über 13 Meter hohen Flugzeugbildes. Es ist aus unzähligen kleinen Flugzeugen zusammengesetzt.
Vor allem für die männlichen Besucher besonders beeindruckend sind die in der selben Halle auf Podeste montierten Motoren, die den Traum vom Fliegen "kommentieren" sollen.
Treppe zur Ausstellungshalle von Thomas Bayrle. Ein ständiges Kommen und Gehen.
In Nalini Malanis Lichtraum
In der dokumentahalle und im Fridericianum: Immer wieder große, leere Flächen
Jetzt sind wir wieder draußen auf dem Friedrichsplatz.
Die documenta 13 übt Kapitalismuskritik, ist skeptisch gegenüber dem Wirtschaftswachstum. Die Zelte der Occupisten auf dem Friedrichsplatz kommen somit der documenta gelegen und fügen sich in das gesamte Konzept ein.
Wir wandern weiter durch die Stadt und sehen uns noch einige weitere Installationen an.
Für euch möchte ich meinen Rundgang hier bei der Occupy-Bewegung beenden. Die documenta 13 bringt mich zum Nachdenken und ich werde sie sicher nicht so schnell vergessen.
Bilder: H. Golze, A. Ulbricht